"Das erledige ich später!"


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Endlich ist es amtlich: Pflichten zu vertagen nach dem Motto „das erledige ich später“ ist keine Bequemlichkeit, sondern eine Krankheit. Das Phänomen heißt „Prokrastination“ und hat ganz viel mit Versagensangst zu tun. Oh weh, wir leben in einer ganz schön kranken Welt.

Wer bringt schon gerne Pfandflaschen weg, geht gern zum Zahnarzt oder zum Steuerberater? Klar, gibt es Dinge, bei denen das Aufschieben selbst schon zur Pflicht wird. Aber warum sind es bei vielen auch zunehmend normale Alltäglichkeiten die Probleme bereiten. Liegt das daran, dass Kiffen heute schon fast schon so salonfähig ist wie ein Glas Wein? Hat sich die Generation der heute 25- bis 35-jährigen dadurch selbst verlangsamt und können wir deshalb alles um zehn Jahre aufschieben? Sind wir alle zu Grundsatz- oder Profi-Prokrastinateuren (keine Ahnung, ob man das so nennt) geworden?
Die Medien und die „Erwachsenen“ – also diejenigen der nächsten Generation – machen es ja vor. Harald Martenstein hat sich zur Prokrastination bekannt und Sarah Kuttner benennt die Verschiebung der Altersansichten ganz klar: Die heute 40-jährigen sind heute vom Lebenswandel und den Einstellungen so „alt“ wie früher die 30-jährigen. Wir sind also quasi Berufsjugendliche und müssen uns deshalb auch nicht mehr für einen Lebensweg, ein Lebensmodell oder einen Lebensstil entscheiden. Wir dürfen alles noch aufschieben!
Folgt man dieser Logik, dann sind wir aber nicht faul, sondern besonders perfektionistisch. Prokrastination habe sehr viel mit Versagensangst zu tun, erklärt Martenstein und bevor man etwas falsch macht, macht es besser erst einmal gar nicht. Naja, als Versager oder Faulenzer kann dann auch keiner gelten. Aber muss nicht irgendwann das Gefühl entstehen: „Ich will jetzt mal zu Potte kommen!“
„Was bin ich und wenn ja wie viele“ ist dazu das vielleicht immer noch am besten passendste Motto, denn heute ich man ja auch nicht mehr nur Student oder nur Friseur oder nur Banker oder Vegetarier, Punk, Biker, FDPler, Filmstar, Fotograf, Berliner oder Hamburger. Man definiert sich einerseits über so viele Schienen und tauscht sie andererseits auch ständig wieder aus.
Hieß es früher „einmal Punk immer Punk“, so kann das heute auch nur mal eine kurze Lebensphase sein. Und auch Berufs kann man heute gleichzeitig und nur mal zwischendurch ausüben. Das ist wahre Freiheit, aber irgendwie auch schwierig dann wirklich mal „zu Potte zu kommen.“ Ich weiß noch nicht so richtig, wie ich diese Freiheit dauerhaft nutzen will. Erstmal muss ich aber so viel wie möglich davon ausprobieren.

Doch jeder, der das auch will, sollte erst einmal testen, ob er zur Prokrastination neigt. Da gibt es einen ganz einfache Online-Test dafür. Denn ansonsten könnte es passieren, dass man nur plant und Ideen hat, aber nie dazu kommt wirklich etwas auszuprobieren. Vielleicht hat man dann ja stattdessen einen Zahnarzttermin oder muss dringend noch die Pfandflaschen wegbringen.

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