Hallo Welt! Ich glaube, ich habe die Orientierung verloren


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Wer bin ich? Was mache ich hier eigentlich? Und wo verdammt nochmal geht es gerade hin mit mir? Mit der Welt? Mit allen anderen, uns zwei, dem Klima, meinem Job, meinem Bausparvertrag und dem Leben als solches? Fragen stellen könnte ich ohne Ende. Antworten habe ich nur manchmal. Und das ist auch der Grund, warum ich das jetzt alles mal aufschreiben will. Denn das Leben ist doch schräg und schrill. Es bietet soooooo viel und fordert sooooo viel, dass ich ganz oft den Wunsch habe, dass mir jemand mal einen Kompass schenkt. Einen Kompass fürs Leben.

Natürlich ist das Leben im 21. Jahrhundert als junge Frau Ende 20, mitten in Berlin, mit Job und Freund und Altbauwohnung, Laptop, Handy, Auto und Kaffeepad-Maschine super. Aber braucht man das alles wirklich? Und warum streben wir während der Schulzeit und vor allem im Studium immer nur nach den Zielen, die andere schon erreicht haben? – Ausgelatschte Pfade eben. Wir wollen einen Job, der uns und unseren Geldbeutel „ausfüllt“, wir wollen das erreichen, was uns Eltern, Professoren oder Fernsehstars vorleben und wir wollen dabei auch noch das Gefühl haben, dass das unser ganz individueller Weg ist. Haha… Dabei schrecken wir doch eigentlich immer wieder vor dem eigentlichen Leben zurück, oder nicht?

Schluss mit dem Gequatsche, jetzt mal ganz konkret: Ich hatte gestern einen Termin bei einem Versicherungsmakler. Es ging um eine Berufsunfähigkeitsversicherung und um meine Altersvorsorge. Schon beim Schreiben dieser Wörter bekomme ich gerade Gänsehaut. Denn es ist doch so absurd jetzt da ich gerade erst gut drei Jahre arbeite, an die Rente zu denken, an einen möglichen Unfalltod und an die anderen Risiken, denen man im Leben ausgesetzt sein könnte. Vor allem ist es doch absurd, jeden Monat dafür zu zahlen, dass man im Falle des Falles und so und so … Lebt man dann anders? Haut man dann so richtig auf die Kacke, weil man ja im Falle des Falles trotzdem Geld hat?

Dieser Termin gehört auch zu den Dingen, die ja irgendwie „dazugehören“. Ja und irgendwie ist das ja auch sinnvoll. Trotzdem fühlt es sich erstens beschissen an, zu hören, dass man noch 39 Jahre im Berufsleben vor sich hat und dann am Ende nichts übrig bleibt und zweitens ist es doch auch der Wahnsinn zu glauben, dass man besser schläft, wenn man ein dutzend Versicherungen abgeschlossen hat. Könnte man von dem Geld nicht auch Schulen in Afrika bauen oder Bäume pflanzen gegen die Erderwärmung?

Und da wären wir schon bei den nächsten Themen: das Klima, die Umwelt, der Konsum, die Gesundheit und das schlechte Gewissen. Ja, ich trenne Müll und ja, ich gehe oft im Bioladen einkaufen. Aber ich fahre manchmal auch Auto und autsch, ich kaufe keine Vollkornnudeln – wem auch immer das jetzt schadet: Entschuldigung!

Man kann heute doch nur noch alles falsch machen. Natürlich hat es „jeder selbst in der Hand“, was er kauft und konsumiert. Es hat immer „jeder selbst in der Hand“: den Job, die Beziehung, wo und wie man wohnt, wohin und mit welchen Plänen man in den Urlaub fliegt/fährt/schwimmt oder trampt, wofür man sein Geld ausgibt und ob man nett zu den Nachbarn ist. Aber genau das ist ja auch das Problem.

Jeder kann heute alles machen, wozu er Bock hat – nur unter der Voraussetzung dafür selbst die Verantwortung zu tragen. Das ist gut, aber manchmal fehlt dann eben die Orientierung. Unsere Großeltern haben sich über alles gefreut, was ihnen nach dem Krieg endlich wieder möglich war. Vieles war ja dann in den 50erm und 60ern für viele überhaupt zum ersten Mal möglich wie Urlaub im Ausland oder ein Auto zu besitzen. Diese Generation wollte einerseits Sicherheit und ein schönes Leben und andererseits haben sie mit offenen Armen alles angenommen, was Neues auf sie zukam.

Dann haben unsere Eltern, die offenen Armen wieder verschränkt, erst einmal alles abgeblockt und hinterfragt haben. Sie haben neue Rechte erkämpft und sich mit allen angelegt, die zu sehr auf das schöne Leben und die geregelten Bahnen gepocht haben. Und wir? Wir kennen schon alles und müssen auch nichts mehr erkämpfen. Wir müssen nur noch entscheiden und das ständig und immer, da uns ja alle Wege offen stehen. Das nervt.

Natürlich will ich Freiheit und die Verantwortung für mein Leben selbst tragen, aber manchmal fände ich es auch gut, nicht immer eine riesengroße Auswahl zu haben und nicht immer über alles informiert sein zu müssen. Wenn ich mich so umschaue bei Freunden und Bekannten in meinem Alter, dann herrscht an vielen Ecken und Enden große Ratlosigkeit. Da wird dann gern mal auf Dauerstudent gemacht, um der Entscheidung nach dem richtigen Beruf aus dem Weg zu gehen. Viele davon sind jetzt Anfang oder Mitte 30, leben in einer WG, verdienen irgendwie Geld – aber natürlich nicht mit dem, was sie eigentlich machen wollen. Aber sie reden ständig über das perfekte Leben. Wie es theoretisch sein könnte, was es bringen würde einfach auszusteigen und auf dem Land einen auf Selbstversorger zu machen und warum man doch nur eine bahnbrechende Idee bräuchte, um reich zu werden. Alle wollen alles und machen deshalb gar nichts: weder richtig ein-, noch richtig aussteigen. Aber warum?

Sind wir zu feige? Glauben wir wirklich daran, für immer alle Chancen zu haben und sie nur ergreifen zu müssen, wenn wir nur wirklich wollen? Kann man heute frei und verantwortlich für sich und andere handeln ohne ständig ein schlechtes Gewissen zu haben? Und wie findet man das Gefühl, den eigenen Trampelpfad so auszubauen, dass er auch für andere sichtbar wird?

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