Archiv für den Monat: Dezember 2012

Ziemlich gut drauf, aber eben nicht immer

Und die Mayas hatten doch Unrecht. Kein Weltuntergang, nichts. Alles beim Alten, aber wenigstens hatten die Medien am Freitag viel zu schreiben, quasseln und zeigen zum vermeintlichen Ende unseres Daseins und allem Drum Herum – aus dem ja dann doch nichts geworden ist.
Es geht also weiter, OK. Aber statt jetzt unsere Wiedergeburt zu feiern, feiern wir wieder Weihnachten – wie jedes Jahr. Irgendwie langweilig, oder nicht. Habe ich schon erwähnt, dass ich Weihnachten hasse?
Naja, statt mich jetzt nochmals darüber auszukotzen, werde ich jetzt mal ein bisschen Stimmung machen. Stimmung gegen mich selbst. Danach gehe ich dann doch Weihnachten feiern bzw. feiern eben – ich kann mir ja dabei vorstellen, es wäre das Fest für den überstandenen Weltuntergang oder so. Gegen leckeres Essen und einen schönen Abend habe ich ja nichts einzuwenden.
Also die Stimmung: Ehrlich gesagt wollte ich im Grunde genommen eigentlich nur mal erklären, warum ich scheinbar immer so mies gelaunt bin und alles und jeden um mich herum scheinbar  scheiße finde – und die Betonung liegt hierbei auf “ scheinbar“. Denn mir geht es eigentlich gut.

Doch ganz menschlich!

Mir geht es gut und auch wenn ich gerade nach meinen Blog-Einträgen oft zu hören bekomme, (zu denen ich sehr wohl Feedback bekomme, auch wenn leider kaum jemand direkt am Blog kommentieren will – das war übrigens ein Aufruf dazu) dass ich doch eigentlich glücklich sein müsste: wieder zurück in Berlin, einen Job, in dem ich (relativ) frei arbeiten kann und sooo (jung, fit und so, naja).

Ich bin ja in der meisten Zeit auch ziemlich gut drauf, aber eben nicht immer. Und das mit Berlin ist auch ganz eindeutig: Erst diese Stadt bringt mich wirklich dazu nachzufragen. Erst diese Stadt regt zum Nachdenken, Philosophieren und Grübeln über die unzähligen Möglichkeiten an, die der Mensch heute hat. In der Zeit dazwischen war manchmal auch ganz schön viel Einheitsbrei und sozusagen Stillstand im Kopf. Und ich glaube, diesen Einheitsbrei leben ganz schön viele Menschen. Und das ist schade.

(Kleine Zwischenbemerkung (siehe Foto ganz oben): Und auch wenn mir Twitter noch nicht glauben will, fühle ich mich doch ganz menschlich!)

In Berlin gibt es so viel, dass man eigentlich gar nicht schlafen gehen will und eigentlich nichts stillstehen kann. Aber genau diese vielen Möglichkeiten und Lebensentwürfe stellen den eigenen auch immer wieder in Frage. Ich brauche das gerade, auch wenn es anstrengend ist und die ganze Fragen mehr Chaos verursachen als Orientierung geben.

Damit will ich sicherlich nicht sagen, dass alle außerhalb der Großstädte ständig Chancen verpassen und nicht mitbekommen,  wie das Leben wirklich läuft oder dass sie nicht wirklich nach dem perfekten Lebensentwurf suchen. Jeder muss seinen eigenen Weg finden, aber man muss doch ein bisschen was ausprobieren, bevor man sich entscheidet. Oder nicht?

Ich bin auf der Suche und vielleicht ist es einfacher über Dinge zu schreiben, die man doof findet oder die man einfach nicht versteht. Mit dem Unglücklichsein hat das aber nichts zu tun. Es geht um ein Chaos, das es zu entwirren gilt. Momentan hänge ich noch ziemlich oft an einem Knoten darin fest und statt ihn zu lösen, gehe ich raus und suche einen neuen.

Wenn da nur Leere wäre

Schon alleine, wenn man durch diese Stadt läuft, fährt oder rennt, kann man so viel entdecken, dass man fast platzt. Mir passiert es ganz oft,  dass ich nach Hause komme und mich erst einmal an den Schreibtisch setzen und Notizen machen muss zu den vielen Ideen, die ich unterwegs hatte: Fotos der Querstraße links neben unserer bei Sonnenaufgang machen, ein Kneipenkollektiv gründen, die Frau nach ihrer Geschichte fragen, die jeden Morgen alleine im Park sitzt und eine Reistasche dabei hat und endlich mal zum Tauschring der Nachbarschaftsinitiative gehen (da könnte ich ewig weitermachen und meine Listen reichen nie aus – und die handeln noch nicht einmal wirklich von den Lebensentwürfen). Es gibt so viel, was ich tun, fragen und erledigen will, das ich manchmal eine Liste ungelesen wieder wegwerfe,  um in meinen Gedanken wieder Platz zu haben.

Doch auch wenn das Chaos nach großer Verwirrung klingt und das Orientierungslos scheinbar an mir klebt, finde ich es positiv. Wenn da nur Leere wäre, würde was fehlen.

So, um die Leere zu füllen, die jetzt gerade in meinem Kopf entsteht, gehe ich mal lieber nach draußen. Ein wenig Inspiration für das anstehende Fest für den überstandenen Weltuntergang sammeln. Irgendwann ist die Kirche schließlich vorbei und die anderen sind dann auch bereit zum Mitfeiern (Krippenspiel und so wollte ich mir dann doch nicht antun – das wäre zu viel Inspiration auf einmal). Vorher mache ich mich noch hübsch, denn die passenden Kosmetikprodukte habe ich schon gefunden (siehe Foto).

Na dann Prost! (An „Frohe Weihnachten“ traue ich mich nicht ran – aus Prinzip sozusagen!)

Der große Weihnachtsbluff

Ich hasse Weihnachten. Ich mag keine Lebkuchen, keinen Glühwein und in meine Wohnung kommt auch kein Weihnachtsgestrüpp oder gar irgendwelche Sternchen und Glitzer. Piep, piep, piep, wir haben uns alle lieb. Was für ein Riesenbluff, jedes Jahr von neuem.
Warum spielen wir das ganze Theater immer wieder mit? Warum tun alle plötzlich so, als könnten Lametta und Co. alles verstecken, was sonst so nervt. Und schwupps ist die heile Welt da und schwupps wird nicht mehr auf den Macken der anderen rungehackt und schwupps hat man Mitleid mit denen, die nicht so viel geschenkt bekommen, die nicht im Warmen feiern und keinen fetten Braten haben. Was für eine scheinheilige Nacht.
Auch wenn ich das Getue um Weihnachten noch nie mochte, fände ich es grundsätzlich in Ordnung, wenn es länger als drei Tage anhalten würde. Und ich beziehe mich dabei nicht auf die ganze große, gemeine und grausame Welt, sondern nur aufs Hier und Jetzt, auf Freunde und Familie und das Miteinander im Kleinen.

Wir sind alle gekauft

Nur weil Weihnachten ist, muss ich doch Menschen, die ich von Grund auf nicht leiden kann, plötzlich lieb haben. Anders herum kann ich doch diejenigen, die mir ganz fest im Herzen sind, auch einfach mal so beschenken. Ohne Grund und Anlass und nur, um ihnen damit eine Freude zu machen. Ich habe doch an anderen Tagen im Jahr auch mal gute und mal schlechte Laune. Aber warum nicht an Weihnachten?
  
Auf Knopfdruck soll dann immer alles schön sein. Immer ein Baum, immer dasselbe Essen, immer alle gut drauf. Scheiße! Das ganze Lametta ist doch eigentlich Sondermüll und nach nur ein paar Wochen (Advent einbezogen) muss man die ganze Wohnung wieder umdekorieren. Alles nur eine Verkaufsmasche und wir fallen immer wieder drauf rein. Wir sind doch alle gekauft – ob Weihnachten, Ostern oder Valentinstag, ob Süßwarenindustrie, Eierlobbyisten oder Blumenfräuleins.
Wenn man sich mal überlegt, wie viel Energie diese ganzen Vorbereitungen kosten, dann ist auch klar, warum man an den Tagen sooooo viel Essen muss. Man betäubt damit einfach alle (meistens enttäuschten) Gefühle und Erwartungen. Dann noch ein ordentlicher Schnaps darauf und schon singen die Engel. Super!

Wieder Blödsinn

Das gleiche, was das Liebhaben und das Schenken betrifft, gilt übrigens auch für das Besuchen. An Weihnachten kommen alle zusammen und dann sieht man sich eeeendlich wieder. Wenn man sich aber doch über das Jahr sooooo vermisst, kann man doch auch zwischendurch mal Kontakt haben und sich besuchen oder so. Aber nein, auch hier lassen wir uns fremdbestimmen: von den Urlaubszeiten, die der Chef vorgibt, vom Wetter, von dem, wie es eben immer ist und weil man sich ja an Weihnachten sowieso sieht. Wieder Blödsinn.
Gut, dass nach Weihnachten und nach dem großen Umtauschstress der Geschenke (warum kauft sich nicht gleich jeder selbst etwas und alle sind glücklich?) Silvester kommt. Denn da trifft man dann meistens genau die Leute, mit denen es wirklich entspannt ist und wenn der Frust von Weihnachten zu groß ist, lässt man eben so richtig die Sau raus. An Silvester geht das, da ist so etwas üblich.
Hat denn heute eigentlich keiner mehr ein bisschen Gefühl ohne Tradition und ohne Kaufrausch?  Oder brauchen wir das große Schauspiel von Friede, Freude, Eierkuchen wirklich?
Habe ich es schon erwähnt? Ich hasse Weihnachten.

Kopfkino ohne Ende

Wie viel wissen? Wen kennen? Und worüber informiert sein? Worauf vorbereiten? Was planen? Und wann abschalten? In meinem Kopf herrscht Chaos und die Vorsätze für das kommende Jahr kämpfen miteinander. Bin ich zu langsam und die Welt zu schnell, oder umgekehrt. Der Rhythmus stimmt nicht.
Kennt Ihr das Gefühl, morgens aufzuwachen und mit Herzklopfen an den gerade beginnenden Tag zu denken und dabei fast zu schweben? So viele Ideen, so viel zu tun, um die Welt besser zu machen, um erfolgreich, berühmt und reich zu werden. Wow! – Meistens drehe ich mich dann wieder um und schlafe erschöpft nochmals ein.

Dann kommt die Angst und alles platzt wie eine Seifenblase: „Das schaffe ich nicht!“, „die Ideen hatten andere schon“ und „das will doch keiner von Dir hören, sehen, essen oder kaufen“. OK, dann eben alles weiter genauso wie immer und dabei die große Erkenntnis gesucht, dass das ganz normale Leben auch schön sein kann!?

Häh, wirklich?
Was ist denn das „ganz normale Leben“? Wer lebt es und wo gibt es die Vorgaben dafür? Hat jemand eine Gebrauchsanweisung und kann sie mir borgen?
Standardmodell wie sie Wohnberater, Soziologen oder Trendforscher definieren, sind auch nur unterm Reagenzglas entstanden und nicht in der harten, realen, dreckigen Welt da draußen. Standard gilt also nicht und Orientierung findet man nur noch im Familienalbum. Vorbilder sind heute tabu.
„Sei individuell, kreativ und finde deinen eigenen Weg“ – heißt es heute nur noch (am besten natürlich vorgegeben durch einen superteurer Wohnberater, Trendforscher oder Lebenshelfer, oder so). Klingt gut. Bringt mich aber irgendwie dazu, darüber nachzudenken, alles hinzuwerfen und mich für einen Job an der Supermarktkasse zu bewerben. So ein Job, ohne die ganze Selbstverwirklichungsmasche.
Der Gedanke wirkt entspannend – zumindest für einen Moment. Dann kommt wieder das Kopfkino und das Herzklopfen: Wie viel wissen? Wen kennen? Und worüber informiert sein? Worauf vorbereiten? Was planen? Mit was fange ich an? Was ändere ich oder ist eigentlich alles schon ganz richtig?
Kann mir das mal jemand sagen? Eigentlich läuft doch alles prima, oder nicht? Warum weiß ich das dann aber selbst nicht? Im Prinzip läuft alles doch immer wieder auf die eine Frage hinaus: Was ist wirklich wichtig im Leben? Und wann sollte man das für sich selbst wissen und den Weg dorthin festlegen? Aber gibt es nur einen Weg?

Auszeit

Man darf sich selbst und alles was dazu gehört einfach nicht sooooo ernst nehmen. Mal runterkommen und einfach leben, oder?


Gerade wenn man einen nicht so festgelegten Job hat, wenn man im Prinzip kreativ arbeitet und viele Freiheiten hat, nimmt man sich aber automatisch sehr wichtig. Da heißt es immer man muss sich selbst gut vermarkten können und so. Mit der „Meconomy“ hat alles angefangen und nun muss man als Journalist twittern und ständig etwas möglichst Sinnvolles posten und bloggen (J) – gerade wenn schon wieder die nächste Medienkrise anrollt und die wirklichen „Digital Natives“ zur großen Konkurrenz werden.

Ist das dann noch kreativ?

Kann man Kreativität auch kaputt denken?


Ich frage mich immer, wie viel mit und wie viel man gegen den Strom schwimmen muss. Wie vernetzt, online aktiv und ideenübersprudelnd muss man in einem kreativen Job sein, wenn man damit vorankommen will? Und wie viel kann man einfach auf sich zukommen lassen?

Ein Wettbewerb jagt den nächsten. Auszeiten – sei es für ein wenig Freizeit, fürs Nichtnachdenken oder gar den Gedanken an eine Familie (und Dinge, die vielleicht wirklich wichtig sind im Leben) – kann man getrost vergessen. Andererseits heißt es doch immer wieder, dass genau das zu bahnbrechenden Ideen führt und dass der wahre Künstler genau diese Auszeiten braucht. Aber gerade in Zeiten der großen Konkurrenz ist die Bezeichnung „Künstler“ doch fast schon ein Synonym für „im Leben gescheitert“, oder?
Woran bemisst sich Karriere? Doch nicht nur am Geld oder am Bekanntheitsgrad oder an der Menge an Mails, die man jeden Tag bekommt. Eigentlich doch nur an der Zufriedenheit? Und die kann doch bei jedem Menschen auf ganz unterschiedliche Wege entstehen – durch Staubsaugen genauso wie durchs Bücherschreiben. Oder nicht?
Super Selbsterkenntnis: der Weg ist mal wieder das Ziel. Aber wie schafft man es, das ewige Kopfkino dabei einfach mal auszuschalten? Auf Knopfdruck klappt weder Entspannung, Abschalten, noch Kreativ sein! Dann eben Lavendelöl, Yoga und Absinth trinken. Oder gibt es Besseres?
Ich sollte wohl einfach mal an mein Horoskop glauben. Nach langem Suchen habe ich nämlich ein passendes für 2013 gefunden. Laut schicksal.com könnte meine ausgiebige Umbruchphase von 2012 bald ein Ende haben!