Finger weg! Und chill mal, Keule!


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Alle loben den Fortschritt. Fortschritt ist Entwicklung, Fortschritt ist Veränderung, Fortschritt ist gut. Aber manchmal darf die Welt auch stehen bleiben und alles darf so bleiben wie es ist. Beim „höher, schneller, weiter“ auf immer und ewig kann es nur Verlierer geben. Die Erde dreht sich doch von alleine. Oder nicht?
Da wo Altes vergeht, muss nicht immer gleich Neues entstehen. Die Diskussionen um das Tempelhofer Flugfeld zeigen gerade am allerbesten, dass man auch einfach mal die Finger von etwas lassen kann und alles trotzdem gut ist und bleibt.

Das Flugfeld im Sommer noch ohne Schnee.
Als der Flughafen vor ein paar Jahren dicht gemacht und dann frei für die Öffentlichkeit wurde, hat sich alles wie von selbst in eine riesige Wohlfühloase entwickelt. Mit voller Begeisterung nutzen seitdem Alte und Junge, Sportliche und entspannte Spaziergänger, Familien und Freaks und wer sonst noch so zu Berlin gehört die Wiesen, Start- und Landebahnen einfach so wie sie sind und sind dabei einfach happy.
Auch als wir am Sonntagnachmittag bei Minusgraden und eisigem Wind dort waren, war das Feld voll von Menschen. Respekt Leute! Ich habe echt gefroren, aber es war auch schön anzusehen, was hier los ist.
In einem Filmchen der Initiative „100Prozent Tempelhofer Feld“ bringt es eine junge Frau auf den Punkt, was man hier fühlt. Sie erzählt davon, dass hier einfach nur gaaaaanz viel Platz ist – nicht immer üblich in der Großstadt – und dass man hier in fast alle Richtungen den Horizont sehen kann.
Die Initiative hat aber nicht nur solche träumerischen Filme erstellt. Eigentlich ist sie ganz schön ernst, denn sie kämpft gerade darum, dass auf dem Flugfeld alles so bleiben kann, wie es jetzt ist. Einfach so, ohne großen Schnick-Schnack, ohne Wohnanlagen und Gewerbeeinheiten und ohne dass hier eine quadratisch-praktisch-gute Parkanlage (mit viel kleinerer Fläche als jetzt) angelegt wird.
Aber der Senat will die Finger eben nicht davon lassen. Er will Investoren anlocken und verspricht unter dem Vermarktungstitel „Tempelhofer Freiheit“ Toplagen mitten in der Stadt. Eine seltsame Definition von Freiheit.
In der Kälte am Sonntag.
Natürlich geht es auch um den sogenannten sozialen Wohnungsbau. Berlin lockt nämlich auch viele Hipster an und die wollen Wohnungen kaufen – egal zu welchen Preis. Hauptsache die Lage stimmt. Bitte citynah, bequem und gleichzeitig mit dem ein wenig abgefuckten Berlin-Style in der Nähe (nur nicht im eigenen Luxus-Wohnzimmer). Doch mit den Hipstern steigen auch die Mieten und nicht jeder kann da noch mithalten.
Klar muss es neue günstige Wohnungen geben, aber warum auf dem Tempelhofer Feld? Berlin hat doch noch ganz andere Freiflächen übrig.
Auf Facebook kursiert momentan immer wieder ein Bild eines Plakats, auf dem es darum geht, wie Berlin verändert werden kann und ganz passend dazu hat jemand darauf gekritzelt: „Lass mal Keule, das macht Berlin schon ganz alleene!“ – Genau das ist es!
Warum muss man Dinge gewaltsam domestizieren, wenn sie auch so funktionieren? Schwachsinn. Alle lieben das Flugfeld, so wie es jetzt ist. Da muss man nichts verändern, da braucht es kein künstliches Wasserbecken und so.
Einfach mal „Finger weg!“. Wie heißt es so schön: Leben und leben lassen. Der Rest klappt dann schon, wenn der richtige Zeitpunkt da ist und das wiederum passt herrlich zum heutigen Tag: dem offiziellen „Tu-heute-mal-gar-nichts-Tag“. Also Füße hoch und chillen, Keule!
Ab morgen kann der Fortschritt ja dann wieder ein bisschen mitspielen. Und wer will, kann dann auch noch gegen die Baupläne auf dem Tempelhofer Flugfeld unterschreiben.
Auch ich nutze das Flugfeld.

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