Archiv für den Monat: April 2013

Gute Tat zu verschenken

Ich hatte heute eine echt nette Begegnung mit der Polizei und habe dabei sogar noch eine gute Tat vollbracht.
Aber der Reihe nach: Am Wochenende habe ich ein wenig bei uns in der Küche und in der Abstellkammer ausgemistet. Kaputtes weg, Manches hübsch gemacht und wieder in Gebrauch genommen und Anderes, das ich nicht mehr brauche oder das einfach schon immer hässlich aber noch heil war, habe ich einfach mal mit dem Titel „zu verschenken“ ins Netz gestellt (ebay Kleinanzeigen, falls es jemand genau wissen will). Funktionstüchtige Dinge einfach in die Mülltonne zu kloppen, finde ich doof.

Lustigerweise dauerte es sowohl bei dem „wunderhübschen“ Keramik-Salzfass (nicht alt, sondern ein Geschenk aus einem der unzähligen Retro-Billig-Nachmach-Deko-Läden) als auch bei einem hellblauen, gerippten Blumenübertopf kaum mehr als zwei Minuten und das Telefon klingelte. Wieder jeweils nur etwa eine halbe Stunde später standen diejenigen, die ich mit meinem aussortierten Krimskrams glücklich machen konnte, vor der Tür und haben mich einerseits davon befreit und mir andererseits auch noch ein echt gutes Gefühl gegeben, dass meine Verschenk-Idee fast so etwas wie eine gute Tat ist.
Bei dem Blumenübertopf klappt das übrigens wirklich, denn der steht zukünftig bei der Berliner Polizei im Opfer-Warteraum oder so (wie der Raum wirklich genau heißt, habe ich vergessen, sorry). Schon am Telefon meinte die Frau zu mir, dass ich bloss nicht erschrecken soll, wenn gleich die Polizei vor der Tür steht. Kurze Zeit später hat sie dann geklingelt und stand wirklich in Uniform vor mir: „Echt schöner Topf“ waren ihre Worte als sie strahlend wieder zurück zum Streifenwagen ging.

Wer spielt gern die "Quotenfrau"?

Es gibt nichts Schlimmeres als deutsche Geschlechterpolitik. Das Land der Dichter und Philosophen, der technologischen Weltmarktführer und Mülltrenner ist in Sachen Gleichstellung, bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie und damit auch beim Thema Kinderbetreuung so was von hinten dran. Als Frau muss man sich da echt fragen, ob man nicht besser auswandert.
Ok, das war jetzt vielleicht doch etwas übertrieben. Ich finde es ja gut, wenn über Themen, die die Geschlechterpolitik betreffen, ausgiebig diskutiert wird. Aber mal im Ernst: Ist es nicht auch peinlich, wenn wir im Jahr 2013 so lange auf Themen wie Frauenquote, Kita-Ausbau und dem gleichen Lohn für gleiche Arbeit herumkauen wie im Moment immer und immer wieder?

Königsdisziplin Kompromiss

Während Deutschland noch grübelt und Vermittlungsausschüsse einberuft, um die Entscheidung dann wieder auf 2020 oder so zu vertagen, ist es in anderen Ländern schon eine Selbstverständlichkeit, dass Frauen nach der Geburt eines Kinder nicht jahrelang zuhause bleiben. Dass Frauen nicht nur als Quotenfüller Chefetagen erreichen und dass Männer Teilzeitjobs annehmen.
Auch wenn das ewige Klischee der Rabenmutter langsam verschwindet, wird jetzt sofort die Frage gestellt: „Warum soll ich denn ein Kind bekommen, wenn es dann vonanderen groß gezogen wird?“ – Aaaahhh ….. Schon mal was von Kompromissen gehört, von Aufgabenteilung zwischen Mann und Frau, davon, dass Qualität zählt und nicht immer Quantität bei der Zeit, die man mit seinen Kindern verbringt!?
Dazu passt dann das gerade allseits beliebte Thema Kita-Ausbau. Ja es fehlen Betreuungsplätze und das in der Masse. Bei dem ganzen Ausbau denkt aber niemand daran, die neuen Angebote gleich mal an die Realität auf dem Arbeitsmarkt anzupassen. Standard sind immer noch Öffnungszeiten bei den Kitas von 8 bis 18 Uhr. Und wenn es mal etwas Neues gibt wie Angebote, bei denen die Betreuer stundenweise nach Hause kommen und ungewöhnliche Arbeitszeiten ausgleichen, besteht so etwas nur mal als Test – als Projekt, dass das schnell wieder abgeschafft werden kann. Oder noch besser: Man beschließt stattdessen eine Herdprämie.

Vater, Mutter, Kind, basta

So geschehen ist das mit den Projekten in Berlin in den vergangenen Jahren. Ich habe darüber geschrieben und mit vielen Leuten gesprochen. Alle finden es gut und vor allem nötig, aber keiner gibt Geld, um solche Projekte zu finanzieren. Betreuungseinrichtungen, die auch nachts oder am Wochenende offen haben, sind – wenn dann – privat organisiert (eigentlich nicht schlecht) und tierisch teuer (Ausschlussprinzip für den Normalbürger).
Nicht dass mich jemand falsch versteht: Es geht nicht darum, Kinder jetzt auch zu zusätzlichen Zeiten an andere abzugeben, sondern stattdessen. Eben zu den Zeiten, zu denen man arbeiten muss oder sogar will (das soll es auch bei Frauen geben). Gerade in der Dienstleistungs- und Freiberuflermetropole Berlin dürfte das eigentlich Standard sein.
Vater, Mutter, Kind, dazu einer (ich betone einer), der in Vollzeit arbeiten geht und wenn man Glück hat, einen Norm-Kita-Platz – so sieht es auch im Jahr 2013 aus und das trotz der ganzen Diskussionen. Ich finde das echt schade.

Ich bin feige

Genauso die Diskussionen um die Frauenquote: Da wird so lange darauf herumgeprügelt, bis man sich als Frau so vorkommt, als würde man etwas ganz Absurdes fordern. Frauen sollen mehr Chancen bekommen, auch mal in den Chefetagen mitzumischen – und das nicht nur wegen der Softskills, die ja so wichtig sind. Das nur über eine Quote zu regeln, hat meiner Meinung nach trotzdem ein „Geschmäckle„. Ich weiß nicht, ob damit die Schranken endlich fallen, dass man Frauen im Beruf mehr zutraut. Ich würde ehrlich gesagt nicht die „Quotenfrau“ sein wollen – auch wenn ich weiß, dass sich ohne eine Quote wahrscheinlich gar nie etwas ändert. Um die Quotenfrau nur als Role Model zu spielen, muss man echt Mut haben.
Auch hier kann es doch nur besser werden, wenn selbstverständlich wird, was eigentlich selbstverständlich ist. Es gibt solche und solche, bei den Männern und Frauen und nicht nur Rollen zu erfüllen. Männer am Herd müssen keine Weicheier sein (ich habe da Erfahrungswerte) und Frauen, die arbeiten wollen (so richtig mit Spaß und weil es eben selbstverständlich ist), müssen keine Haare auf den Zähnen haben, kinderlos bleiben wollen oder Angela Merkel heißen.
Vergesst die Quoten. „Mensch sein“ ist das neue Role Model!

Boah ey – was ist los mit Berlin?

Die Mieten steigen immer schneller und schneller. Überall wird gebaut und saniert und alles schick gemacht. Auch die Mieten werden aufpoliert. Nicht zu beneiden, wer jetzt eine Wohnung sucht.

Bei uns um die Ecke habe ich gerade eine erschreckende Entdeckung gemacht. Jetzt wird schon mit Plakaten und ausgesetzten Belohnungen nach Wohnungen gefahndet. Krass! Zum Glück waren ja schon einige der Adresszettel angerissen – hoffentlich nicht nur als Erinnerungsstütze an diese etwas verzweifelt wirkende Idee für mögliche Nachahmer, die auch auf der Suche sind.

Berlin galt so lange als Stadt der günstigen Mieten, wo man nach jedem Geschmack, Preis und sonstiger Vorlieben wohnen kann, wie man will. Da wurde gespottet über die anderen Städte wie München oder Hamburg. Und jetzt geht es (teilweise) auch in diese Richtung. Hilfe die Investoren rücken ein und setzen diejenigen am Stadtrand ab, die nicht mehr in die aufpolierten Altbauten passen.

Aber irgendwie nehmen sie dabei mehr mit als nur kaputte Häuser.

Ich kann da nur „Danke“ sagen und einen Gruß an meine Vermieterin schicken. Denn es gibt sie noch, die privaten Vermieter, die normale Mietpreise verlangen – keine Investoren, die irgendwo auf der Welt sitzen nur nicht in Berlin oder große Firmen, die sich eine dicke Rendite vom neuen Hipster-Berlin versprechen.

Gerade die Mischung aus allem und jedem hat doch Berlin immer ausgemacht und nicht der Einheitsbrei, der entsteht, wenn sich nur noch wenige Gutverdiener die Innenstadt leisten können. „Arm, aber sexy“ – wie war das noch?