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Ich war mal wieder im Theater und jetzt bange ich noch mehr um meinen CO2-Fußabdruck. Mehr als sieben Milliarden Menschen bevölkern die Erde und trampeln arglos auf ihr herum. Könnt ihr noch ruhig schlafen?
Gewissensbisse verfolgen mich aber auch in den eigenen vier Wänden, denn vor ein paar Tagen hat mich wieder einmal ein Buch im Hausflur überrascht: „Tiere essen“ von Jonathan Safran Foer. Passend zu Weihnachten möchte man meinen.
Aber wo ist die Grenze zwischen „sich mit den Dingen auseinandersetzen“ und „ständig ein schlechtes Gewissen haben zu müssen“? Geht das auch ohne?
Der Reihe nach: Erst das Buch, denn das ist schneller abgehandelt, da ich erst auf Seite 60 bin und noch gar nicht so viel über den Bestseller aus dem Jahr 2009 sagen kann – obwohl ja schon der Titel für sich spricht.
Wie so oft lag wieder einmal ein Buch auf den Briefkästen bei uns im Haus. Noch immer weiß ich nicht, von wem die Bücherspenden stammen, aber ich danke trotzdem einfach mal so dafür. Zufällig stand „Tiere essen“ auch direkt auf unserem Briefkasten und ich musste es einfach mitnehmen. Ok, vielleicht war es auch Absicht, weil der edle Spender gedacht hat, dass ich es nötig habe – wer weiß.
Vollzeit-Vegetarier verurteilt mich
Obwohl ich gerade mehrere andere Bücher „in Bearbeitung“ habe (irgendwie schaffe ich es nie, mich mal nur auf eines zu konzentrieren), konnte ich es nicht weglegen (auf den scheinbar unendlichen Stapel an „das muss ich unbedingt lesen, wenn mal Zeit ist“). Mein Verhältnis zu Fleisch ist nicht ausgeglichen, das habe ich ja schon zugegeben und umso spannender ist das Thema des Buches für mich als Teilzeit-Vegetarierin (alle Veganer und überzeugten Vollzeit-Vegetarier mögen jetzt den Kopf schütteln). Dazu kommt, dass man sich der Geschichten um dieses Buch ja nicht verwehren konnte, als es damals ganz frisch war. Jetzt bin ich dran und bislang finde ich es echt gut – weil es nicht so platt auf reine Fakten bezogen und trotzdem sehr informativ ist.
Im Mittelpunkt steht das Verhältnis zwischen Mensch und Tier und da fangen sie an: die Gewissensbisse. Würdet ihr einen Hund essen oder eine Katze? Eigentlich wäre es konsequent als Fleischesser keine zu großen Unterschiede zu machen. Tier ist Tier. Aber warum werten wir so stark?
Ich bin Tierfreund und halte die Massentierhaltung für die Fleisch-, Milch- und Eierproduktion für ein großes Verbrechen. Konsequenterweise kaufe ich Fleisch deshalb im Bioladen oder auf dem Land direkt beim Bauern. Aber trotzdem beschränkt sich der Fleischeinkauf auf Rind, Schwein und Geflügel. Ja, ich denke, ich würde auch andere Tiere essen. Oder ich müsste wieder ganz verzichten. Alles andere passt eigentlich so gar nicht in mein Bild von …. – von was eigentlich? Ich muss noch weiterlesen, sorry.
Noch was Kurzes zu den komischen Zeichen, die ich scheinbar manchmal vom Schicksal, dem Alltag oder meiner Einbildung bekomme: Letzte Woche war ich zum Thanksgiving-Essen eingeladen. Leider wurde die Freundin, die dafür den Kochlöffel geschwungen hat, kurz vorher von ihrem Metzger im Stich gelassen: Truthahn war aus. Und so gab es nur Kürbiskuchen (der sehr lecker war). Ein Zeichen passend zum Buch? Passend zu Weihnachten, dem Fleischfest an sich? Ich muss lesen ….
Wir sind nunmal große Klimaferkel
Gehen wir ins Theater, „Atmen“ ist hier das Motto. „Atmen“ heißt das Stück von Duncan Macmillans, das Katie Mitchell für die Schaubühne inszeniert hat. Und auch seit „Atmen“ muss ich wieder ein wenig mehr über das nachgrübeln, was gerade so läuft bzw. wem und was wir so hinterherlaufen. Auf der Bühne wird im Gegenteil dazu nicht gelaufen, sondern geradelt.
Die beiden Schauspieler und ein paar Helfer am Rande der Bühne treten während der ganzen Vorführung unentwegt in die Pedale, um den Strom zu erzeugen, den sie für die Inszenierung brauchen. Konsequent, denn es geht mehr oder weniger um unser aller Umweltbewusstsein bzw. das der Generation „Ende 20, Anfang 30, Studium vorbei, Lebensplanung mittendrin, Beruf, Familie, Haus und Baum“. Irgendwie fühle ich mich angesprochen.
Auf der Bühne also ein paar auf zwei Fahrrädern, wobei diese nur den Hintergrund für eine Geschichte bilden, die sich über ein paar Jahre streckt. Sie schreibt gerade an ihrer Doktorarbeit, er ist Musiker. Der zentrale Konflikt: Sie wollen ein Kind, dann wieder nicht, dann irgendwie doch ….. – wegen der schlechten Klimabilanz der Menschen, die so leben wie wir hier. „Ich könnte sieben Jahre lang jeden Tag nach New York und zurück fliegen, und mein CO2-Fußabdruck wäre immer noch nicht so groß, wie wenn ich ein Kind kriege“, sagt sie und treibt den Zuschauern die Gewissensbisse ins Gesicht (zumindest ich musste schlucken).
So wie wir leben, sind wir nunmal große Klimaferkel. Da kann jeder für sich noch so viel auf Auto, Flugreisen und Co. verzichten, wenn Industrie, Politik und die anderen drumherum nicht mitmachen beim CO2-Sparen. Aber sollten wir so viel Rücksicht auf die Erde nehmen, dass wir uns deshalb nicht mehr vermehren? Ist so etwas wie ein Kinderwunsch purer Egoismus oder doch ein berechtigtes Gefühl? Und wie sehr darf man sich in diese Gewissensbisse hineindenken? Die Protagonistin schafft es bis zur Fehlgeburt über ihre Entscheidung zu zweifeln.
Die gute alte Selbstverwirklichungsmanie
Radelnderweise verstricken sich die beiden auf der Bühne in ihre Diskussionen über ein besseres Leben, über Verantwortung fürs Leben und über ihre eigenen Gewissensbisse. Der Tagesspiegel nennt beide ein „Paar aus dem Hipster-Milieu“, die sich in einer Ökokomödie in die gute alte Selbstverwirklichungsmanie verstricken. Ich finde es auch hart, sich selbst jegliche Freude am Leben kaputt zu quatschen, aber mal über die Verantwortung nachzudenken, die jeder Mensch auf dieser Erde nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere (und nicht nur den vermeintlichen eigenen Nachwuchs) hat, ist doch löblich.
Was ist daran eigentlich „Hipster“ und warum wird das Wort immer mit so einem komisch-negativen Beiklang gesagt? (Irgendwie ein anderes Thema, sorry) Kennt ihr schon meinen Hipsterbaum? Den habe ich kürzlich im Park getroffen 😉
Naja, löblich ist die eine Seite der Medaille. Das Hineinsteigern in alles das, was man tut oder lässt, die andere. Die vorgelebte Beziehung in „Atmen“ ist ein Konzentrat vieler Situationen, die auch ich gut kenne. Die Fragen danach, wie man es schafft ein „guter Mensch“ zu sein: Was lesen, wie weiterbilden, was essen, wie fortbewegen, mit wem Kontakt haben, wen wählen, wie oft Sport treiben, wem spenden, was sagen und was denken dürfen? Heutzutage wird alles ständig auf die Goldwaage gelegt.
Das macht es manchmal auch ganz schön verkrampft.
Nachdenken ist gut. Wenn dann aber das Hamsterrad im Kopf losgeht, wenn die Gewissensbisse weh tun, ist aber doch auch kein Ziel erreicht. Was sagt uns das Konzentrat? Dass wir uns selbst nicht so ernst nehmen dürfen?
Irgendwie geht es doch auch um Verantwortung. Es geht um die Tatsache, dass die Menschen heute wieder lernen müssen, Verantwortung zu übernehmen – für sich und das Drumherum. Ein Hineinsteigern führt allerdings nicht zu Verantwortung – weder beim Fleischessen oder es sein lassen, noch bei der Entscheidung, ob man sich fortpflanzt oder nicht.
Mit der Verantwortung wären wir auch wieder beim CO2-Fußabdruck und der Tatsache, dass man sich auch politisch für seine Ziele einsetzen sollte. Bei der Demo „Energiewende retten“ am vergangenen Samstag konnte ich das in die Tat umsetzen. Hier habe ich ein paar Fotos dazu zusammengestellt.>>>
Jana,ist diese Maschine in deinem Kopf ständig an oder schweigt die auch mal?
Ganz selten hält sie auch mal die Klappe, aber wirklich nur ganz selten!
Gut ;)sonst gäbe es ja nichts mehr zum Lesen!