Zusammen ist man weniger allein


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HerzAuf der Suche nach einer Lebensform, in der mehr Gemeinschaft, mehr Freiheit und mehr Unabhängigkeit möglich ist, habe ich mir mal wieder etwas angeschaut: ein Wohnprojekt, das gerade im Aufbau ist.

Schon seitdem ich damals (boah, das ist jetzt wirklich schon fast sechs Jahre her) bei einer sehr sehr großen Wohngemeinschaft – Kommune Niederkaufungen  genannt – für meine Magisterarbeit recherchiert habe, kribbelt es in mir, wenn ich höre, dass sich Leute zusammentun, um gemeinsam zu leben und manchmal auch zu wirtschaften  – bestenfalls irgendwo im Grünen.

Die Faszination ist da und so bin ich auf der Suche nach einer Alternative zur  solitären Mietwohnung mit fast unbekannten Nachbarn. Neben der Gemeinschaft steht dabei auch die Unabhängigkeit im Mittelpunkt: die Unabhängigkeit von Vorgaben Anderer, von Rentenkonzepten, Energiekonzernen und einer täglich immer gleichen Taktung. Auch wenn das für manche wie eine große Spinnerei klingt, denke ich, dass man auch heute in unserer so scheinbar grenzenlosen Freiheit, mit den abertausenden Möglichkeiten, Ziele braucht. Vielleicht auch Visionen, an deren Umsetzung man arbeitet.

Der Mensch kann nur in der Gemeinschaft überleben – ob in der Groß- oder Kleinfamilie, mit Freunden, dem Partner oder nennen wir es „im Netzwerk“. Aber warum schottet er sich dann so ab? Warum gibt es immer mehr Singles, die in Einzimmerwohnungen leben, mit Single-Butterdosen und Ein-Pfännchen-Raclettes im Schrank? Warum arbeiten so viele Menschen abgeschottet aus Angst, dass andere ihre Ideen klauen? Und warum herrscht überall so ein starker Wettbewerb statt Teamwork?

Am vergangenen Wochenende habe ich mir ein Wohnprojekt angeschaut, zu dem sich gerade Leute in Brandenburg zusammenfinden: ein alter Bauernhof mit viel Platz, vielen Möglichkeiten,  aber bisher ungeklärten Besitzverhältnissen. Dort wollen sie zukünftig leben und suchen noch Mitstreiter: Bisher sind es ein paar Erwachsene und drei Kinder, viele Hektar Land und mehrere Häuser (in mehr oder weniger baufälligen Zustand).

Aber leider ist das Ganze sehr weit außerhalb der Stadt und mutet mir ein wenig zu sehr nach Aussteigertum an. Ich muss weiter darüber nachdenken – reizvoll ist es schon.Warum

Aber warum sind bei diesem Thema scheinbar so wenige Kompromisse möglich? Zwischen ganz weit draußen und mittendrin. Zwischen normal leben und arbeiten und alles hinter sich lassen. Und zwischen dem Geld verdienen, es investieren und der Tatsache, dass man sich, wenn man daran denkt, Wohneigentum zu kaufen, auch irgendwie wie ein böser Investor vorkommt (Heuschrecken und so). Oder muss man einfach ideologisch denken, wenn man aus dem Normalen ausbrechen will? Geht es nicht ohne eine radikale Veränderung?

Mir schwebt ja schon lange ein Wohnprojekt vor, mit vielen Freunden zusammen in einem Mietshaus, das allen oder einzelnen gehört und das man dann gemeinsam gestalten kann. Das Projekt sollte vieles – aber eben nicht alles – miteinander vereinbaren. Manchmal ist es auch schön, eine Türe ganz fest zumachen zu können, sein eigenes Geld zu haben oder einfach nur allein zu sein – aber eben nicht aus Prinzip. Eine Gemeinschaft hat doch so viel mehr Kraft als Einzelne – ob sozial, wirtschaftlich oder weil sich hier viel mehr Wissen ballt.

Mit einigen Menschen habe ich schon über diese Idee gesprochen. Richtig ernst genommen hat es bisher kaum einer. Gerade von den etwas älteren – oftmals mit viel Erfahrung aus dem Studentenleben der 70er – musste ich mir anhören, dass doch jeder schon einmal von so etwas geträumt hat und dass das „vorbeigeht“. Häh? Alles nur ein Virus, oder wie?

Irgendwann wacht man dann auf und stellt fest, dass die Jahre vergangenen sind, dass man die Pläne zu lange verschoben hat, dass jetzt der Aufwand zu groß wäre und die eigenen Macken zu stark. Und dann packt man so etwas nicht mehr an. Danke, das möchte ich nicht.

Aber warum geben so viele wieder auf oder setzen sich so absolut zu Wehr?

Jetzt mal eine Lanze brechen für die Hipster: Dass es auch möglich ist, mehr Land in die Stadt zu holen, zeigen doch die vielen Dachgärten, die sich immer mehr verbreiten – sogar mit Gemüseanbau, Imkereien und so. Dass man alternativer Arbeiten kann – ob den Arbeitsplatz im Park, die Arbeitszeit von nachts um vier bis mittags um eins oder die Rollenverteilung von Müttern und Vätern meiner Generation betreffend – wird langsam immer mehr angenommen (obwohl viele Arbeitgeber, je nach Branche, immer noch blocken). Und dass man auch mit der eigenen manchmal ach so kleinen Idee Geld verdienen kann, zeigt so manches Web-2.0-Projekt. 

Also warum nicht mal das eine mit dem anderen vereinbaren – vor allem, wenn es so naheliegt? Es muss doch auch möglich sein, in einer Gemeinschaft zu leben, ohne all seinen persönlichen Besitz aufzugeben, wie in der Kommune Niederkaufungen? Hut ab trotzdem für den, der das kann. Und es muss doch auch umsetzbar sein, Tage in der Stadt und Tage auf dem Land zu verbringen, ohne dabei das eine oder das andere abzulehnen oder „auszusteigen“?

Ich brauche Kopfarbeit und Handarbeit, Vogelzwitschern und Autohupen, Falafel vom Imbiss an der Ecke und selbstgebackenes Brot mit selbst geschleudertem Honig. Verdammt nochmal, es liegt doch nur am eigenen Schweinehund.

Mein Reinschnuppern bei anderen alleine reicht auf Dauer nicht aus – vor allem, wenn diese auch noch gar nicht wissen, wie es weitergehen soll. Aber es ist wichtig. Vielleicht finden wir darüber Anschluss. Damit die Kopfarbeit auch irgendwann in die Handarbeit übergeht.

Will jemand mitmachen, mitsuchen, mir etwas dazu sagen, zeigen oder erklären? Oder noch besser: Hat jemand ein altes, gern auch sanierungsbedürftiges Haus mitten in Berlin abzugeben mit mehreren Wohnungen, großem Garten und einer Werkstatt, einem Atelier oder einfach einem Schuppen im Hinterhof?

Bauernhof

Ein Gedanke zu „Zusammen ist man weniger allein

  1. Vic

    Schöner Denkanstoß! Da ich gerade ein Mehrfamilienhaus saniere, nehme ich Deinen Impuls zum Anlass, mal wieder das Für und Wider einer solchen Wohn-Lebensform abzuwägen.

    Antworten

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