So sweet und Gentechnik igitt


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Bienchen

Habt ihr gewusst, dass es keinen richtigen Akazienhonig aus Deutschland gibt und wenn er doch im Supermarktregal steht, ist das Quatsch, weil Akazien hierzulande gar nicht wachsen. Akazienhonig aus Deutschland ist eigentlich Robinienhonig (botanischer Name: Robinia pseudoacacia; die Scheinakazie) und müsste eigentlich auch so heißen, denn unter dem Mikroskop unterscheiden sich die Pollen der beiden sehr. Nichtsdestotrotz ist Robinienhonig super lecker. Ich esse ihn fast täglich.

Da ich am Wochenende einen Honiglehrgang besucht habe und bald zertifizierte Honigkennerin bin und unseren Honig dann auch problemlos unter die Leute bringen darf, kann ich jetzt mit Honigwissen prahlen (und Lebensmittelverordnungswissen und Hygieneverordnungswissen und so). Aber boah ej, war ich auch erstaunt, was man so alles nicht weiß und vor allem noch nie geschmeckt hat: Edelkastanienhonig ist extrem herb, Heidehonig ist fest wie dickes Gelee und es gibt sogar Fenchelhonig aus dem Nektar der Fenchelblüte.

Und es war auch sehr aufschlussreich, mehr darüber zu erfahren, was da alles im Honigregal der großen Supermarktketten landet. Viel Zusammengepanschtes mit dem tollen Titel „aus EG- und Nicht-EG-Ländern“ (also quasi von überall und nirgendwo) – da müsst ihr mal darauf achten.

Am spannendsten  – und auch ein wenig traurig – ist das Thema „Gentechnik“, denn das macht vielen Imkern gerade große Sorgen. Im Koalitionsvertrag von Union und SPD heißt es: „Wir erkennen die Vorbehalte des Großteils der Bevölkerung gegenüber
der grünen Gentechnik an“. Doch trotzdem hat sich Deutschland bei der Abstimmung über den Anbau der Gen-Maissorte 1507 enthalten. So wird der Mais in Zukunft in der EU wachsen und dann sicherlich auch nach Deutschland vordringen.

Monsanto

Monsanto und Co. haben eine unheimliche Marktmacht und wenn erst einmal das Freihandelsabkommen TTIP mit den USA in Kraft ist, gibt es für Deutschland keinen Grund mehr zu diskutieren. Dann wandert immer mehr Gentechnik auf unsere Äcker und in unser Essen. Egal, wer dafür ist und wer dagegen. Wie schon die Abstimmung in Brüssel gezeigt hat, entscheiden die Oberen alleine, wenn alle anderen nicht einig sind.

Problematisch wird das für Imker deshalb, weil man Bienen (zum Glück) nicht fernsteuern kann und damit keinen Einfluss darauf hat, zu welchen Pflanzen sie fliegen. Zum Glück sind Mais und Kartoffeln kaum bzw. gar nicht auf ihrem Speiseplan, Pollen von genmanipulierten Pflanzen (GVO-Pollen) könnte trotzdem in Spuren im Honig landen. Umso mehr Gentechnik-Pflanzen angebaut werden, umso höher ist das Risiko. Außderdem ist der die Maissorte 1507 auch gefährlich für Insekten. Laut SZ enthält sie ein Gen, das Giftstoffe produziert, um Insekten wie den Maiszünsler zu töten. Und was gegen den Maiszünsler, einen Kleinschmetterling, wirkt, kann für die Bienchen ja nicht gesund sein.

Dazu kommt die Frage nach der Kennzeichnung. Denn Pollen soll nicht als Zutat, sondern als natürlicher Bestandteil des Honigs angesehen werden, auch das sieht die EU-Entscheidung vor. Doch damit muss der GVO-Pollen im Honig erst als solcher gekennzeichnet werden, wenn er zu mehr als 0,9 Prozent aus gentechnisch verändertem Pollen besteht. Laut dem Deutschen Bienen-Journal liegt der Gesamtanteil des Pollens im Honig in der Regel deutlich unter diesem Wert.

Aber mit einem natürlichen Bestandteil hat das doch nichts mehr zu tun. Was wird aus dem Naturprodukt Honig, wenn das nicht mehr ganz sicher ist, was drin ist?

Wäre der Pollen eine Zutat, dann hätte sie auch jemand hinzugefügt und sie wären nicht natürlich, was sie ja de facto nicht sind. Dieser jemand – natürlich sind das nicht die Bienen – kann ja nur der Landwirt sein, der die GVO-Pflanzen anbaut und in Umlauf bringt. Doch dafür müssten auch die Bauern genau über die winzigsten Bestandteile Bescheid wissen, die nun ins Saatgut gelangen können, wenn sich die Gentechnik immer mehr ausbreitet. Schleichend wird sich die Gentechnik ausbreiten und das nur, weil sich einzelne Politiker nicht einig waren.

Aber wer haftet nun? Momentan tobt noch ein Rechtstreit und es bleibt spannend. Meiner Meingung nach dürfte Gentechnik ganz einfach nirgends auf dieser Erde erlaubt sein. Keiner kennt die Folgen, das ist so ein Wahnsinn. Dazu kommt, das Imker quasi machtlos sind, denn jeden einzelnen Honig überprüfen zu lassen, kann sich kaum einer leisten. Das wäre aber eigentlich  nötig, um die Gentechnik-Freiheit einwandfrei zu belegen. Im Honiglehrgang sprachen einige sogar davon, dass die aktuelle Diskussion auf ein „Berufsverbot“ für Imker hinauslaufe, die ja weiterhin für ein natürliches Produkt stehen wollen.

Müssten dafür nicht die Konzerne haften, die hier Scheiße für Gold verkaufen und damit unsere Natur zerstören? Ich hoffe so sehr, dass sich Deutschland vielleicht doch noch irgendwie wehrt und dass man feststellt, dass Landwirtschaft ohne Gentechnik und damit auch ohne noch mehr und noch mehr Pestizide auskommen kann (Stichwort natürliche Fruchtfolge etc.) – auch wenn das utopisch klingt. Wie viel genmanipulierter Pollen jetzt schon im Honig „aus EG- und Nicht-EG-Ländern“ steckt, kann man da übrigens mal fleißig spekulieren.

Zum Glück gibt es für unsere Stadtbienen bislang noch wenig Bedrohung. Maisfelder habe ich hier noch nicht gesehen.

Bienen

Ein Gedanke zu „So sweet und Gentechnik igitt

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