Archiv für den Monat: März 2018

Kaffee doppelt nutzen

KaffeequetscheBeim Kaffee scheiden sich die Geister. Es soll sogar Leute geben, die gerade das Comeback des Filterkaffees zelebrieren. Andere schwören auf Kaffeevollautomaten oder eine der unzähligen Pad-, Kapsel-, oder Plastikbecherchen-Maschinen. Ich brühe und quetsche. Ich nutze eine Kaffeepresse, Kaffeequetsche, French Press oder wie man das sonst noch nennen will.

Dabei entsteht nicht nur der Kaffee, den ich am liebsten trinke, sondern auch Kaffeesatz, an den man schnell und einfach rankommt – und den ich bis vor kurzem massenweise den Abfluss im Küchenspülbecken hinuntergejagt habe. Jetzt sammele ich ihn in einem Eimerchen. Ich trockne ihn und löffle ihn dann in meine Zimmerpflanzen. Jede Pflanze bekommt jetzt im Frühjahr ein bis zwei Esslöffel davon ab – je nach Größe versteht sich. Sobald wir unseren Garten richtig angelegt haben, werde ich den Kaffeesatz dann auch dort nutzen – als kostenlosen, chemiefreien Dünger.

Kaffeesatz enthält nämlich Stickstoff und Phosphor und Mineralstoffe wie Kalium. Und warum sollte man diese einfach wegwerfen, wenn man sie auch nutzen kann. Angeblich sollen die Pflanzen so schneller und kräftiger wachsen und keine gelben Blätter bekommen. Letzteres könnte durch einen Kaliummangel passieren.

Ich habe nun einiges zu diesem Thema gelesen und teste es einfach mal. Man kann den Kaffeesatz auch einfach ins Gießwasser mit hineingeben, damit er sich dann gut verteilt. Aber das saut die Gießkanne ziemlich ein.

Eine Alternative zum Kaffeesatz sollen übrigens Eierschalen sein, die man ganz klein macht und in die Erde streut. Also wenn ihr nach Ostern Eierschalen übrig habt, könnt ihr auch diese als Dünger nutzen.

Frohe Ostern!

Körner mit Wirkung

Der einfache Weizen, ohne Vollkorn, ohne Bio-Label, hat mittlerweile einen schlechten Ruf. Wer auf eine gesunde Ernährung setzt, sich mit Foodtrends beschäftigt und nachhaltig konsumieren will, ist meist kritisch, wenn es um „herkömmliche“ Backwaren geht. Ich auch. Dennoch ist bei dem Thema viel Halbwissen im Umlauf. Denn so schlecht wie sein Ruf ist Weizen gar nicht. Was die kritisierten hellem Aufbackbrötchen (hier stellvertretend für andere typische Fertigbackwaren) oft unbekömmlich macht, sind nämlich einerseits auch Zusatzstoffe – immerhin etwa 200 sind für Backwaren zugelassen – und die Art und Weise, wie sie hergestellt werden. So wird dem Brotteig heute immer seltener Zeit gegeben, in Ruhe aufzugehen. Statt natürlichem Sauerteig oder der sogenannten langen Teigführung wird mit chemischen Beschleunigern gearbeitet. Das kann Bauchschmerzen verursachen.

Dennoch möchte ich hier aber eine Lanze für die alten Getreidearten brechen – egal wie gut oder schlecht der Weizen nun wirklich ist. Denn alte Getreidearten haben nicht nur den Vorteil, dass sie meist noch mit den Methoden verarbeitet werden, die besser bekömmliche Backwaren erzeugen. Dinkel, Emmer und Einkorn werden meist auch von Landwirten angebaut, die weniger Spritz- und Düngemittel verwenden (man braucht der Wissenschaft zufolge auch weniger) und die auf eine Fruchtfolge setzen.

Da sie weniger Ertrag bringen und bislang noch nicht im großen Stil exportiert oder importiert werden, findet ihre Verarbeitung im regionalen Kreislauf statt – bestenfalls vom kleinen Landwirt zur kleinen Mühle und dann direkt zum Handwerksbäcker. Quasi eine Win-win-win-Situation.

Warum die Beliebtheit der sogenannten Urgetreide derzeit steigt und ob sie wirklich besser für uns sind, habe ich in einem ausführlichen Online-Beitrag dargestellt. Ihr könnt ihn hier nachlesen.>>>

Zuckersüß

ZuckerWir alle mögen es süß – obwohl wir wissen, dass zu viel Zucker nicht gerade gesund ist. Klar ist uns auch, dass Zucker nicht nur in Schokolade und Gummibärchen steckt, sondern auch in Gebäck, Soßen und Getränken. Aber Süßes macht auch irgendwie süchtig – was wiederum die Süßwarenindustrie mächtig freut und fördert.

Aber Zucker ist eben doch nicht gleich Zucker bzw. nicht jedes Süßungsmittel wirkt gleich, wenn man es in normalen Mengen zu sich nimmt. Zu viel ist nie gut – egal ob vom herkömmlichen Haushaltszucker aus Zuckerrüben oder von den Zuckeralternativen wie Ahornsirup, Agavendicksaft oder Honig. Im Grunde genommen bestehen sie alle aus Zucker und im Übermaß machen auch alle dick und schaden den Zähnen. Und das sage ich als absolute Honigliebhaberin. Dennoch wirkt eben der weiße Haushaltszucker anders. Er hat – anders als etwa Honig – nur eine Süßkraft und keinerlei Inhaltsstoffe, die sich positiv auf unsere Gesundheit auswirken.

Deshalb will die EU auch den Zuckerkonsum begrenzen. Lebensmittel sollen künftig weniger Zucker enthalten, lautet eine Mahnung an die Hersteller, die sich freiwillig daran halten sollen, bis 2020 den Zuckergehalt um zehn Prozent im Vergleich zu 2015 zu senken. In die Quere kommt dieser Strategie, dass es seit dem vergangenen Oktober keine feste Zuckerquote mehr gibt. Die Europäische Zuckermarktordnung ist gefallen und so kann Zucker nun frei ex- und importiert werden. Aber nicht nur Zucker: auch Zuckeralternativen wie die flüssige Isoglukose oder Fruktose-Glukose-Sirup dürfen nun ungehindert in Deutschland genutzt werden. Die Sirupe werden statt aus Zuckerrüben aus Mais oder Weizenstärke hergestellt. Sie sind um einiges günstiger.

Kritiker befürchten nun, dass die Sirupe in vielen Lebensmitteln den Zucker ersetzen und dass Speisen und Getränke nun süßer werden bzw. mehr Zucker und seine Alternativen enthalten. Denn Zucker und vor allem die Sirupe sind günstige Rohstoffe. Und sie schmecken uns. Und wenn etwas schmeckt, wird es immer wieder gekauft.

Die meisten Handwerksbäcker und Konditoren können und wollen Zucker in ihren Backwaren allerdings nicht ersetzen. Zuckeraustauschstoffe sind in diesen Branchen unbeliebt, da sie entweder nicht geschmacksneutral sind oder ganz andere Backeigenschaften zeigen als Zucker. Über dieses Thema habe ich einen ausführlichen Online-Beitrag geschrieben. Würden Konditoren beispielsweise Zucker in einem Biskuitteig ersetzen wollen, bräuchten sie jede Menge an Backchemie, um am Ende zum gleichen Ergebnis zu gelangen. Was ist nun besser: Zucker oder Lebensmittelchemie?

Der Konditor, mit dem ich über diese Problematik gesprochen habe, nennt Haushaltszucker übrigens „eine natürliche Zutat“. So weit würde ich nicht gehen, aber natürlicher als Massen an Backtriebmitteln oder künstliche Aromen ist er allemal.

Bei Bäckern und Konditoren bleibt Zucker also Zucker – egal, ob mit oder ohne Quote. Spürbare Preissenkungen – wie von der Zuckerindustrie erwartet – hat es übrigens seit dem Ende der Zuckermarktordnung nicht gegeben. Der Grund: der weltweite Zuckerhunger wächst. Wir alle mögen es eben süß – obwohl wir wissen, dass zu viel Zucker nicht gerade gesund ist.

Den Beitrag über das Ende der Zuckermarktordnung könnt ihr hier nachlesen.>>>