Ab 30 wird man konservativ!? Kinder, Kinder, ….


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Kaum ist man 30 Jahre alt, kaum hat man Kinder, muss man die Herdprämie befürworten und sich über laute Nachbarn beschweren. Oder? Ich glaube, ich habe schon wieder ein Orientierungslos gezogen.
Denkt, fühlt und handelt man automatisch anders, nur weil man Kinder hat? Und bedeutet Kinder zu bekommen immer, dass man ein großes Stück seiner Freiheit aufgeben muss? Sollte man dann überhaupt Kinder bekommen? Ich dachte immer, dass sich das einfach von selbst ergibt. Dann wenn es eben so sein soll.
Um so näher ich dem Alter von 30 Jahren rücke, umso mehr erzählen alle um mich herum, wie wichtig doch Kinder sind und dass man nur dann so richtig „Mensch“ bzw. „Frau“ ist, wenn man ein Kind – oder zwei oder drei – hat. So ein Quatsch. Wo bleibt denn da die ganze erkämpfte Individualität und warum bedingt das Kinderkriegen immer, dass sich dann das ganze Leben ändert. Vielleicht bin ich naiv!? Aber ich denke, dass man auch ohne das Betreuungsgeld und ohne die selbst gegründete Öko-Kita glückliche Kinder großziehen kann.

Gegen kleine Ego-Monster

Vielleicht muss man das typische „ich will nie so werden wie meine Mutter“ und „meine Kinder nie so erziehen“ auch auf die ganzen Klugscheißer übertragen, die einem sofort die ultimativen Weisheiten näher bringen wollen, wenn man nur einmal das Wort „Kind“ in den Mund nimmt. Es gibt wohl kaum ein anderes Thema, bei dem immer alle alles besser wissen, als beim Kinderkriegen. Aber wenn man sich dabei nur auf die anderen verlässt, kann man doch nur eine spätgebärende, alleinerziehende Prenzlauerberg-Mutti werden, die nur noch über Bio-Breichen philosophiert und kleine Ego-Monster heranzüchtet. Oder nicht?
Wie ernst muss man das alles nehmen? Was muss man beim Kinderkriegen planen und wiese geht das nur im Ausschlussverfahren? Kind oder Job – Spaß im Leben oder Spaß nur noch auf dem Spielplatz – Zeit für sich oder Zeit fürs Kind – Urlaub, Freizeit, Hobbys oder Kinderturnen, Blockflötenunterreicht und Häkelkurs.
Ganz konkret habe ich das jetzt in den vergangenen Tagen erlebt bei den Recherchen zu einem Text über die aktuelle Kita-Platz-Lage in Berlin. Es fehlen Plätze, so viel ist sicher. Aber die ganzen Horrorszenarien, die man dann erzählt bekommt, von schwangeren Frauen, die sich mit dem Ultraschallbild in der Hand auf die Suche machen oder die 300 Euro extra zahlen müssen – ein wenig Bakschisch für die Waldorffpädagogen sozusagen – scheinen mir doch etwas sehr weit hergeholt. Ich bekomme jetzt das Gefühl nicht los, dass mit jedem neuen Kind, das in die Welt gesetzt wird, auch ein neuer Wettkampf entsteht: ein Wettkampf um die immer noch besseren Kitas, die noch bessere frühkindliche Förderung und die tollste neue Kleinfamilie, die nun über die großstädtischen Spielplätze tobt.

Warum denn so verbissen?

Kinderkriegen soll doch angeblich glücklich machen, zum Urinstinkt der Frau gehören und eine Beziehung erst so richtig komplettieren. Aber warum dann so verbissen?
Ich habe es tatsächlich erlebt, dass sich Menschen zwischen 25 und 35 Jahren, – also meine Generation – die linksalternativ aufgewachsen sind, sich selbst als emanzipiert beschreiben und es für selbstverständlich halten, dass Frauen heute zur Schule gehen, wählen und ein eigenes Konto besitzen dürfen, für die Herdprämie aussprechen. „Endlich wird dann mal anerkannt, was eine Mutter leistet“ heißt es da und „natürlich würde ich mein Kind lieber selbst betreuen als es in eine Kita zu geben“. Häh? Für mich eine verkehrte Welt.
Erst kam die große Individualisten-Welle nach den 68ern und mit ihr die Singlegesellschaft, die ja heute noch überwiegen soll. Aber ganz aktuell kommt nun auch eine neue Gegenbewegung auf. Wer weiß, vielleicht ist die noch viel radikaler konservativ als die Zeit vor 68, vor den 20er Jahren und vor der französischen Revolution! Vielleicht suchen die Menschen wieder nach ganz Greifbarem und nach Werten und klaren Vorgaben. Oh, das klingt gefährlich!
Ich will jetzt nicht davon reden bzw. schreiben, dass damit die Ideale aller weiblichen Freiheitskämpfer verraten werden. Aber warum denkt denn niemand weiter? Warum ist es plötzlich so toll, nur noch Kuchen zu backen, Mutter-Kind-Treffen zu organisieren und mit dem eigenen Kind ganz viel Zeit zu verbringen? Zwar sind dabei auch immer mehr Männer beteiligt, aber auch die können sehr radikal sein. Ich habe echt erlebt, wie Männer zu Glucken werden – eigentlich toll. Trotzdem finde ich es auch erschreckend, wie extrem viele Menschen bei diesem Thema reagieren.

Ich suche noch

Warum gibt es so wenige coole Muttis und Papas mit coolen Kindern? Warum denken alle Kinderkrippe wäre gleichzusetzen mit zehn Stunden Nanny-Betreuung und einem traumatisierten Kind ohne Elternbindung, das später sicher einmal Drogen nimmt und manisch-depressiv wird? Warum meint fast jede Mutter, dass sie eine langjährige Erzieherausbildung so einfach ersetzen kann? Und warum stellen sich so wenige Arbeitgeber, Kitas und andere Eltern auf Kompromisse ein?
Manchmal glaube ich auch, dass das Kinderkriegen für viele meiner Generation gerade jetzt eine Flucht ist vor den unendlichen Möglichkeiten. Mit Kind hat man immer eine gute Ausrede, nicht aktiv zu werden mit dem eigenen Job, dem eigenen Leben und der Verwirklichung der Träume. Man macht es sich ziemlich einfach und den Kindern zunehmend schwer, denn wenn man selbst keine Orientierung hat, kann man diese auch nicht weitergeben. Ich suche auch noch.

3 Gedanken zu „Ab 30 wird man konservativ!? Kinder, Kinder, ….

  1. Erwin Reuter

    Bullshit!

    Kinder sind keine Ausrede, nicht mit seinem Job, dem eigenen Leben und den eigenen Träumen aktiv zu werden. Im Gegenteil, mit Kindern wird man wirklich aktiv, da man neue Ziele hat und sich mal nicht nur um sich selbst Gedanken macht und wirklich Verantwortung für andere trägt. Ich finde es nicht gut, eine ganze Generation zu kritisieren, weil sie Kinder bekommt. Und seit wann müssen Eltern hip und cool sein?! Das ist so was von dämlich…

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